FMT - fecal microbiota transplantation

Spenderhund Nero

Chronische Magendarmerkrankungen bei Hund und Katze sind ein häufiger Vorstellungsgrund in der tierärztlichen Praxis. Sie gehen, je nach Schweregrad und Dauer des Bestehens, mit einem hohen Leidensdruck für das betroffene Tier, aber auch für die Tierhalter:innen und mit zunehmender Verunsicherung einher.

Daher bedarf es einer gründlichen internistischen Abklärung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen, eines reichhaltigen Erfahrungsschatzes der behandelnden Internist:innen und mitunter auch Durchhaltevermögens. Trotz aller Bemühungen gelingt nicht bei allen Patient:innen eine vollständige Ausheilung.

Glücklicherweise wächst das Wissen zum Verständnis von Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes nahezu täglich. In den letzten Jahren hat es große wissenschaftliche Durchbrüche und therapeutische Umbrüche in der Gastroenterologie sowohl bei Menschen als auch bei Tieren gegeben. Diverse Forschungsprojekte ermöglichen neue, vielversprechende Therapieansätze bei akuten und chronischen Magendarmerkrankungen.

Im Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit steht derzeit unter anderem die Kottransplantation – oder auch Fecal Microbiota Transplantation, kurz FMT.

Wiederentdeckt wurde dieses uralte Verfahren in der Humanmedizin vor knapp zehn Jahren. Hauptindikation ist hier eine schwere Darmerkrankung, ausgelöst durch ein Bakterium (Infektion mit Clostridium difficile), welche zunehmend therapieresistent ist und mit lebensbedrohlichen Komplikationen einhergehen kann.

Die Transplantation des Stuhls eines gesunden Menschen ermöglicht bei den Betroffenen eine Heilung in bis zu 90 % der Fälle.

Die Forschung zur Kottransplantation bei Hund und Katze steckt noch in den Anfängen, jedoch mehren sich international auch hier positive Fallberichte und Studien. In vielen Fällen scheint der Darm nach einer Kottransplantation in der Lage zu sein, das Mikrobiom zügig zu normalisieren. Bezüglich der Parvovirose des Hundes, einer lebensbedrohlichen viralen Durchfallerkrankung, die vor allem bei Welpen auftritt, konnte bereits ein Behandlungserfolg belegt werden.

Um dieser wegweisenden Entwicklung Rechnung zu tragen, verfügt die Tierklinik Elversberg nun als eine von wenigen Tierkliniken in Deutschland über eine FMT-Bank.


Hierzu wird regelmäßig Kot von gesunden Spenderhunden aufbereitet und eingefroren, sodass jederzeit Material zur Therapie zur Verfügung steht.

Die Auswahl der Spenderhunde und die Aufbereitung der Kotspende beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Damit wird nicht nur maximaler Wert auf die Sicherstellung der Gesundheit der Spender- und damit auch der Empfängertiere gelegt, sondern auch auf die Qualität der Kotspende

Maßgeblichen Einfluss auf den Behandlungserfolg hat die Zusammensetzung der transplantierten Bakterien. Ein optimales Darmmikrobiom ist Voraussetzung für die Spenderhunde, während eine antibiotische Therapie zum sofortigen Ausschluss führt.

Wir bieten eine Kottransplantation bei Hunden mit Parvovirose, schwerem Verlauf eines akuten hämorrhagischen Diarrhoe Syndroms (AHDS) oder einer chronischer Enteropathie mit unzureichendem Ansprechen auf konventionelle Therapie sowie nachgewiesener Dysbiose an.

Ob eine Kottransplantation für ein Tier in Frage kommt, wird stets für den Einzelfall in Abhängigkeit des Krankheitsbildes entschieden. Die Kottransplantation erfolgt über einen rektalen Katheter, was für den Empfängerhund schmerzfrei und ohne Narkose möglich ist.

Die Kosten für eine einmalige Kottransplantation betragen zwischen 180 und 230 Euro.

Wir freuen uns, unseren Hundepatient:innen dank der FMT-Bank eine weitere Therapieoption in der Gastroenterologie anbieten zu können.



Spenderhund Vincent
Duodenum eines Patienten mit chronischer Enteropathie